Die Geschwister Well: Sie lieben und sie tratzen sich
Erding – Die Geschwister Well gastierten mit ihrem Musik-Kabarett in der Stadthalle. Das Publikum genoss einen kurzweiligen Abend mit viel Musik und Geschichten aus einer Großfamilie.
Witzeln, granteln und sich versöhnen: Die Geschwister Well unterhielten das Publikum bestens mit ihrer „Familienaufstellung auf Volksmusikalisch“.
Sechs der 15 Well-Geschwister verwandelten am Donnerstag die „saugemütliche“ Stadthalle, wie Moni Well meinte, in einen Proberaum und bereiteten dem Publikum einen höchst vergnüglichen Abend. Seit 2012 tourt die Mischung aus Biermösl Blosn und Wellküren mit ihrem Musik-Kabarett „Fein sein, beinander bleibn“ durch die Lande. Stets dabei: ein Laster voller Instrumente.
Denn Burgi, Bärbi, Moni, Stofferl, Michael und Karli spielen Harfe, Zither, Hackbrett, Dudelsack, Akkordeon, Saxophon, Maultrommel, Okarina, Kontrabass, diverse Tuben und Alphorn. Jeder greift das Instrument, das ihm gerade so im Weg steht, hat der Zuschauer das Gefühl.
Dann legen die Wells los mit ihrer anarchischen Musik, verbinden Stubnmusi mit Rap, keltische Balladen mit Landler und Klassik mit Rock, dass es einmal buchstäblich aus dem Hackbrett raucht. Sie singen, jodeln dichten, reimen, schuhplatteln und haben jede Menge Spaß dabei. Sie krümmen sich vor Lachen, granteln, streiten und spielen zur Versöhnung den Andachtsjodler.
Auch plaudern die Geschwister aus ihrer Kindheit. So hat jeder eine andere Sicht auf die Geschichte, als die eineinhalbjährige Moni dem Stofferl den Schürhaken auf die Nase geknallt hat.
Einer kann sich genau vorstellen, wie es sich anfühlt, in so einer Großfamilie zu leben: Franz Wittenbrink. Der ehemalige Regensburger Domspatz, Musiker, Dirigent und Erfinder des modernen Liederabends ist das sechste von 13 Geschwistern und führte bei diesem Stück Regie. Als Zuhörer befindet man sich während der „Familienaufstellung auf Volksmusikalisch“ mittendrin in der Großfamilie Well und wünscht sich, auch so aufgewachsen zu sein – trotz der Kämpfe, die nicht verborgen bleiben.
Es fühlt sich alles echt an. Jedes der sechs Geschwister ist anders: Da ist die g’schnappige Moni, der fordernde Stofferl, die traumatisierte Bärbi, der geschäftstüchtige Michael, die wurschtige Burgi und der mosernde Karli. Doch sie haben eines gemeinsam: ihre Kindheit, die von Musik geprägt war. Die Dauer-Hauskonzerte wurden lediglich unterbrochen von Auftritten beim Sparkassendirektor, bei Kreiseleinweihungen, Adventsabenden oder Goldenen Hochzeiten.
Auf diesen Erfahrungsschatz greifen sie zurück, wenn sie ihre heiteren Geschichten mit Politsatire und Sozialkritik spicken, auch hier wieder authentisch, nie mit erhobenem Zeigefinger, eher mit einem spöttischen Lächeln. Und das Wichtigste: Sie plädieren für die Liebe: Fein sein, beinander bleibn!
Quelle: Merkur Online > Im Original Lesen