Ravels Bolero mit Hackbrett und Tuba
Ravels Bolero mit Hackbrett und Tuba
Geschwister Well beim Ferienzauber
ROTTWEIL, 5. August (wede) – Stehende Ovationen, mehrere Zugaben erklatscht: Die Geschwister Well kamen mit ihrem musikalischen Kabarett im ausverkauften Ferienzauber-Zelt bestens an.
Natürlich hat die legendäre „Biermösl Blosn“ noch in Erinnerung, wer Stofferl und Michael Well auf der Bühen sieht. Ohne Hans, dafür mit Karl und den drei „Wellküren“, geht das Programm noch mehr zum Musikalischen und weniger zum politischen Kabarett. Auch wenn natürlich die CSU schon ihr Fett wegbekam (und das andere Lieblingsopfer der Biermösls, die Warsteiner Brauerei). Also nicht zahm geworden, nur die Prioritäten anders gesetzt.
Wär ja auch zu schade, wenn diese geballte musikalische Kraft auch nur ein Stück weglassen würde. Wo stehen denn schon zwei Harfen auf der Bühne? Noch dazu mit den Solisten, die sie spielen können. Wobei allein Christoph Well gleich mehrere Instrumente beherrscht (bei zehn haben wir aufgehört mit Zählen; nur das Trumscheit dürfen ausschließlich die Schwestern spielen, ist ja auch die Nonnentrompete). Und alle möglichen Musikstile, vom inbrünstigen Andachtsjodler über Mozarts „Menuett“ aus „Don Giovanni“ bis zu „Highway to Hell“, das den bayerischen Text bekommt: Der Deifi soll ihn holn“. AC/DC klingen übrigens auch mit Hackbrett und Tuba noch gut – ebenso wie Ravels Bolero mit zwei Harfen, Akkordeon, Hackbrett, Tuba, Geige, Cello, Klarinette, Trompete… ach, das waren jetzt mehr als sechs Instrumente bei nur sechs Musikern und -innen? Das kommt, weil die drei Herren und eine Dame ständig das Instrument wechseln.
Erstaunlich informiert zeigen sich die sechs auch, was Rottweil betrifft („eine kleine Stadt in der Nähe von Zimmern“). Der Tower? Wenn der kommt, schauen die Rottweiler über den Neckartal-Rand, Beifall vom Publikum. Das Gefängnis? Wird dringend gebraucht, wo jetzt doch Thyssen-Krupp kommen soll. Oder: „Ich, der Oberbürgermeister Broß, tu was ich mag. Das Einzige ist, dass ich den Guhl vorher frag“.
Am Ende staunte auch Michael Well: „Waren das standing ovations?“ Es waren.