Lieder vom Tod

A scheene Leich
Lieder vom Tod mit den Geschwistern Well und Gerhard Polt

CD Rezenzion "A scheene Leich" im Straubinger Tagblatt

CD Rezenzion „A scheene Leich“ im Straubinger Tagblatt


Seit gestern ist sie offiziell im Handel – die neue CD der Geschwister Well „A scheene Leich“.

Passend zum Herbst und kurz vor Allerheiligen widmen die Geschwister Well ihre neue CD „A scheene Leich“ dem Tod. Mit dabei: Gerhard Polt als „Grabredner“.

So düster dürfte noch keine CD dahergekommen sein: Die Plastikhülle ist schwarz, das Booklet entsprechend mit Schwarz-Weiß-Bildern gestaltet. „A scheene Leich“ heißt dieses neue Werk der Geschwister Well. Doch wenn Gerhard Polt als „Grabredner“ mitwirkt, kann es so traurig nicht sein. Denn gerade dann, wenn es ernst und würdevoll zugehen soll, kann sich mancher das Lachen nicht verkneifen. Gibt es doch oft nichts Skurrileres als eine Beerdigung.

Ob Hochzeiten, Taufen, Feuerwehrjubiläen, Weihnachtsspiele und eben auch das letzte Geleit für einen Toten – es gibt wohl keine Feierlichkeit, die die Geschwister Well von Kindesbeinen an nicht musikalisch begleitet hätten. Von der Wiege bis zum Grab reicht heute der bairische Liederschatz der Kinder. Dieser bietet ihnen einen wahren Fundus. So eine Leich hat ihr besonderes Ritual. Noch einmal gilt es den Verstorbenen im Kreis der Trauergemeinde zu würdigen. Da sind Pfarrer, Vereinsvorstände und andere Honoratioren gefragt, die richtigen Worte zu finden. Bei aller Andacht entbehren solche Momente nicht der Komik, wenn sich der Redner in Sätzen versteigt, die er nie zu Ende bringt oder völlig schräge Sprachbilder verwendet. Da rettet sich ein Pfarrer, wie ihn Polt mit einer hohen Tonlage lebendig werden lässt, am Schluss seiner Ansprache mit: „Ich gebe jetzt das Wort an die Musik.“

Klassiker wie das Ave Verum von Mozart, die Siziliana von Bach oder Feierabend von Günther lassen Bärbi, Michael, Burgi, Christoph, Moni und Karl Well erklingen. Dazu kommen Lieder wie „Gute Nacht, o Welt“, in dem es heißt: „In Krankheit, Schmerz und Bitterkeit, vergelt’s enk Gott in Ewigkeit. Bitt’ meiner nit vergesst.“ Dazwischen immer wieder beruhigende Instrumentalstücke, und dann erneut eine Poltsche Einlage. So erfährt der Zuhörer im Laufe der Zeit immer mehr über den fiktiven Verstorbenen Andreas Lechbichler. Kriegsteilnehmer im Polenfeldzug war er, wobei ihm ein Fuß abhandenkam, wofür er aber eine Kugel mit nach Hause nehmen durfte. Außerdem war der Anderl 35 Jahre „zahlendes Mitglied“ im Obst- und Gartenbauverein, wie dessen Präsident betont. Deshalb sei er bei ihnen „tief verwurzelt in der Erde“.

Der Vorwurf der Pietätlosigkeit wäre bei dieser CD unangebracht. Denn wer hat solche Szenen auf Beerdigungen nicht schon selbst erlebt? Die Wells und Polt haben auf ihre ganz eigene Art zusammengestellt, was passiert, wenn bei aller Andacht unfreiwillig Heiterkeit auf dem Gottesacker Einzug hält.

Gerade noch wird der besinnliche Andachtsjodler angestimmt, dann tritt der Vorsitzende des Schäferhundzüchtervereins ans Rednerpult und klagt über einen „wirklichen Verlust“. Der ImmoPlus-Vertreter weiß sogar, dass sein früherer Hausmeister ein „Mann der Tat“ gewesen sei, der mit dem Ruhestand so seine Not gehabt habe.

Eine bis ins Alter aktive Frau war die in diesem Januar mit 95 Jahren verstorbene Mutter der 15 Well-Kinder. Bis zuletzt griff Gertraud Well bei Auftritten in die Saiten ihrer Zither. Da passt es, wenn am Ende das fröhliche „Wann i amoi gestorben sollt sein“ zu hören ist. Die Geschichte eines Mannes, der darüber nachsinnt, dass ihm am Ende Petrus im Himmel eine frische Maß einschenken wird.

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