CD-Tipp auf hr2-Kultur: A scheene Leich

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Geschwister Well: A scheene Leich

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Ganz in Schwarz kommt die neue CD der Geschwister Well daher, und das hat ihren Grund. Denn dieses Album widmet sich einem Thema, dass jeder Mensch am liebsten weit von sich schiebt, solange er nicht selbst betroffen ist. Den Tod.

Die schönsten Beerdigungslieder, angesammelt im Laufe eines langen Musikantenlebens. Das klingt makaber, und sowas hört man sich doch nicht freiwillig an! Imke Turner findet, dass es sich trotzdem lohnt.

Mozarts Ave Verum, das hat immer große Chancen, bei einer Trauerfeier zum Einsatz zu kommen. In der Sammlung der Geschwister Well ist es aber so ziemlich der einzige Klassiker, der Aufnahme gefunden hat in den Kanon für „a scheene Leich“. Denn es ging ihnen ja gerade darum, Alternativen aufzuzeigen für die immer gleiche Musik vom Band.

Eins ist klar: wenn sich die Geschwister Well Bayrische Lieder vom Tod vornehmen, dann bleibt kein Auge trocken. Denn auch wenn beim Sterben der Spaß aufhört, und die Lieder mit liebevoller Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit behandelt werden, allein schon die Tatsache, dass Gerhard Polt, ein alter Freund der Familie, mit von der Partie ist, zeigt, in welche Richtung die Reise geht.

Grabreden von Gerhard Polt

Fünf Grabreden von Gerhard Polt ziehen sich durch das Programm, eine komischer als die andere. Denn auch das hat wohl jeder von uns schon mal miterlebt, die hilflose Sprachlosigkeit von Vereinsvorsitzenden, die ihrem Kameraden ein letztes Wort mit auf den Weg geben wollen, aber leider den Ausgang nicht finden.

Die Well-Geschwister kennen solche Situationen von klein auf. 15 Geschwister sind es, die alles mitgestaltet haben, was es im Ort musikalisch zu begleiten gab. Volksmusik im allerbesten Sinne wurde und wird im Hause Well großgeschrieben. Sehr bald kam das Kabarett dazu, und die Kombination von Biermösl Blosn und Gerhard Polt hat für Jahrzehnte auch weit über Bayern hinaus die Fangemeinde entzückt. Die Schwestern haben sich das ein paar Jahre mit angeschaut, und dann Mitte der 80er mit den Wellküren die weibliche Gegenoffensive auf die Bretter geschickt. Die Geschwister Well sind nun eine Synthese aus beiden, 3 Brüder und 3 Schwestern. Von der SZ als neue „Super Group des bayrischen Musikkabaretts“ gefeiert. Sie singen, sie blasen, sie streichen und zupfen, dass es eine Freude sein könnte, wenn es nicht so traurig wär.

Mitten im Leben
Aber die Trauer währt nicht lang, und das ist der ganze Trost, den dieses Album verspricht. Die einfachen Volkslieder, fein arrangiert und mit einer schlichten Unausweichlichkeit vorgetragen, rücken den Tod wieder dorthin, von wo er sich ohnehin nicht verdrängen lässt. Mitten ins Leben.

Von Imke Turner

Wer’s lieber hören will: hier geht’s zu hr2

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