WELLFAMILIE PUNKTET IN LAUTERBACH

Strahlende Gesichter auf der Brettlbühne

Zum Auftakt des Jubiläums die neu formierte Musikkaberetttruppe eingeladen Von Margot Sylvia Ruf

Foto: Margot Sylvia Ruf

Foto: Margot Sylvia Ruf

 

(Augsburger Allgemeine vom 9. Juni 2013) Was war das für ein furioser Auftakt zum 30-jährigen Jubiläum der Brettlbühne Lauterbach! Die neu formierte Well-Familie gratulierte der Zusamtaler Kabarettinstitution zum runden Geburtstag mit Unterhaltung vom Feinsten in Buttenwiesens Riedblickhalle. 800 Besucher feierten am Samstagabend sechs Geschwister der Wells fast frenetisch und dankten damit der Musikkabaretttruppe für Gstanzln und Klassikklänge, für Stubenmusik und echte Volksmusik, untermalt mit Kritik an Politikern, Pharmaindustrie, Kirche, Gott und der Welt.

Moni, Burgi und Bärbi, drei Höllenweiber mit tierischem Temperament, musikalischer Begabung und Heidenspaß am Singen sind das Salz in der Suppe der Well-Familie. Sie toben über die Bühne wie Derwische, sind längst nicht mehr taufrisch im Hinblick auf ihr Alter und tragen rote Schuhe wie einst Papst Benedikt. Ihr schwarzes Dirndl-gwand sitzt den zierlichen Oberbayerinnen wie auf den Leib geschneidert und würde, mit Verlaub gesagt, Rainer Brüderle nicht zu schlüpfrigen Bemerkungen hinreißen.

Dafür spielen die drei Kabarettistinnen, für die das Zusamtal kein fremdes Terrain ist, mit ihren Brüdern Stofferl, Michi (Biermösl Blosn) und Karli um die Wette mit mehr Instrumenten, als es eigentlich gibt.

Tolle Symbiose der neuen Besetzung

Eine tolle Symbiose bilden die sechs Wells in ihrer neuen Besetzung nach dem Weggang von Hans Well, der heute andere Wege beschreitet. Doch Karli, mit der bajuwarischen Barockfigur, der nun, bei Gott, mehr als ein Lückenbüßer ist, bringt das Publikum mühelos zum Lachen. Schnell hat er die Zuhörer überzeugt, dass er gut in diese Mannschaft passt. Und Stofferl ist noch immer der Lausbub, halt jetzt mit Knitterfalten, und seine hohe professionelle Musikalität begeistert immer wieder. Der einstige Solotrompeter der Münchner Philharmoniker präsentiert sein vielseitiges Können mit einem Augenzwinkern, mal sensibel, mal heiter und hier und da schon mal ein wenig gschert. Wenn er die typische Michael Jackson-Handbewegung genießerisch in Szene setzt, kichert das Publikum nicht nur hinter vorgehaltener Hand.

Gnadenlos geht diese sechsköpfige „Kabarett-Randale-Truppe“ immer noch gerne auf bayerische Politiker los, wettert gegen den Noch-Mandatsträger „Schüttel-Schorsch“ sowie den „anderen Schorsch aus Höchstädt“ süffisant und mit knallhartem Biss. Politsatire muss bei den Wells einfach sein, mit der sind sie groß und auch mächtig geworden in Bayern. Einigen Herrschenden haben sie lange Jahre mit ihren typischen Stilmitteln buchstäblich das Fürchten gelehrt.

In Lauterbach ziehen die Wells, zu denen auch der etwas stillere Michi gehört, alle Register. Sie zeigen wie Reimen auf „Teufel komm raus“ geht, wie man zum Bolero von Ravel sogar schuhplatteln kann und lassen bei Mozart, Wagner und Bizet Klassikfans mal eben aufhorchen. Wenn sie gar die Alphörner auspacken, ist die Stimmung in der Halle am Kochen.

 Geschwister nehmen gerne die eigene Großfamilie auf den Arm

Aber am liebsten nehmen die sechs Geschwister ihre eigene Großfamilie auf den Arm, karikieren Kindheitserlebnisse und lassen ihre Zuhörer in die kleinen Abgründe ihres vielköpfigen Clans blicken. Was da aus Günzlhofen bei Fürstenfeldbruck einst in die Welt schwappte, das ist immer noch nicht „von schlechten Eltern“.

Am Ende verabschieden sich diese besonderen Künstler, die in Lauterbach noch von dem Kammerschauspieler Stefan Märki als witzigem Überraschungsgast komplettiert wurden, mit Schnaderhüpferl, die viel Lokalkolorit aufweisen und davon zeugen, dass die Wells in der Vergangenheit schon öfter im Zusamtal unterwegs waren. „Fein sein, beinander bleiben“, intonieren sie eindrucksvoll bei verlöschenden Scheinwerfern. Und das klingt nicht nur leise, sondern fast ein wenig ironisch. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Amüsiert hatten die Künstler auch Bürgermeister Norbert Beutmüller, der auf dem Podium der Brettlbühne Lauterbach offiziell zum Jubiläum gratuliert hatte. Tolle Botschafter seien die aktiven Organisatoren dieser Kultureinrichtung, lobte das Gemeindeoberhaupt die Gründer und heutigen Initiatoren, die den Namen der Gemeinde weit über das Zusamtal hinaustragen würden.

Im Namen der gesamten Brettlmannschaft entließ Gerhard Sauter dann die Besucher mit einem Danke hinaus in die erste Sommernacht des Jahres….

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